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Schule weltweit – Kapitel 2

5. Juni 2020

Wer, Wie, Wo und Was?

In unserem letzten Beitrag haben wir die Situation verschiedener Länder bereits vorgestellt und die Maßnahmen der jeweiligen Bildungssysteme erläutert. Aber wie sieht dies nun in der Realität aus? Werden die einzelnen Konzepte auch in den Schulen selbst umgesetzt und wenn ja, wie empfinden die Schüler*innen die derweiligen schulischen Gegebenheiten?

Dazu haben wir Schüler*innen aus verschiedenen Schulsystemen und Ländern zwischen 9 und 18 Jahren befragt.

 

 

Wer und Wo?

Polen: Stanislaw ist 17 Jahre alt und geht auf ein Gymnasium in Warschau, Helena ist 12 Jahre und besucht die 7. Klasse.

Schweden: Die Geschwister Lia-Frida und Nils-Emil sind 10 und 9 Jahre alt und gehen in Mölnlycke zur Schule.

Australien: Die 10-jährige Miraya geht in Sydney in die 4. Klasse.

USA: Cullin macht gerade seinen Abschluss an einer Highschool im Bundesstaat Connecticut und ist 18 Jahre alt.

 

Wie und Was?

Wann hast du zum ersten mal von Covid-19 gehört?

Polen/Helena: Gegen Ende Januar habe ich zum ersten Mal von dem Virus gehört.

Schweden/Lia-Frida: Das war Ende 2019, da habe ich gehört, dass sie in China ein Virus gefunden haben.

Australien/Miraya: Kurz nach meinem Geburtstag am 12. Februar habe ich zum ersten Mal von Corona gehört.

USA/Cullin: Zum ersten Mal von Covid-19 habe ich gegen Ende Februar gehört, als es sich in China ausgebreitet hat.

 

Wie hat deine Schule auf Covid-19 reagiert?

Polen/Stanislaw: Am 3. März wurde bei uns die Schule geschlossen und man sagten mir, falls ich die Schule doch betrete, sollte ich mir davor die Hände mit Desinfektionsmittel waschen.

Schweden/Nils-Emil: Die machen eigentlich nichts bestimmtes, es ist alles ziemlich so wie vorher. Man sitzt nur im Klassenraum und in der Mittagspause im Zickzack.

Australien/Miraya: Die Jahrgangsgruppen wurden getrennt und hatten zu verschiedenen Zeiten Pausen. Uns wurde erst nur angeboten, online von Zuhause zu lernen, was ich auch angenommen habe. Später wurden alle Schulen komplett geschlossen, außer für Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen.

USA/Cullin: Als Antwort auf das Virus hat meine Schule alle persönlichen Unterrichtsfächer eingestellt und ist komplett auf ein Homeschooling Format online umgestiegen.

 

Was hat sich für dich und deine Mitschüler*innen geändert?

Polen/Stanislaw: Ich langweile mich oft und vermisse besonders den Kontakt zu anderen Menschen in der realen Welt.

Schweden/Lia-Frida: Wir sind viel mehr draußen als sonst und man spricht auch sehr oft über die Corona-Krise.

Australien/Miraya: Die größte Veränderung war, dass ich meine Freunde nicht mehr umarmen konnte und auch keinen Unterricht von Angesicht zu Angesicht hatte. Wirklich ärgerlich, dass alles online war.

USA/Cullin: Für mich persönlich hat der Virus mein komplettes Leben verändert. Ich musste meine Schule online abschließen und hab dabei viele meiner Freizeitaktivitäten und auch meine Abschlussfeier verpasst. Zudem musste ich mich erstmal an die Online Klausuren und das damit verbundene Lernen von zuhause gewöhnen.

 

Hast du Tipps zum Lernen? Wie motivierst du dich?

Polen/Stanislaw: Ich weiß, dass ich lernen muss. Tue ich das nicht, wird es äußerst schwierig für mich und ich müsste eventuell nächstes Jahr meine Klasse wiederholen.

Schweden/Lia-Frida: Es motiviert mich daran zu denken, dass mein Papa als Doktor arbeitet und dass er das Beste macht und ich auch das bestmögliche machen sollte.

Australien/Miraya: Schuluniform oder zumindest “schultaugliche” Kleidung anzuziehen und meinen Wecker für den Beginn jeder Klasse zu stellen.

USA/Cullin: Um zuhause motiviert zu bleiben glaube ich, dass es wichtig ist, sein eigenes Tempo zu finden. Mir hilft es dabei, meine Aufgaben über den Tag zu verteilen und somit nicht allzu gestresst zu werden.

 

Was ist das erste, was du nach dem Lockdown, beziehungsweise nach der Schuleröffnung machen wirst?

Polen/Stanislaw: Bestimmt gehe ich mit einer Freundin ins Kino.

Schweden/Nils-Emil: Ich wäre glücklicher und würde nicht mehr so viel Abstand halten und nicht mehr so oft meine Hände waschen.

Australien/Miraya:  Als ich herausfand, dass die Schule wieder geöffnet hat, bin ich jubelnd vor Glück um das Haus gerannt. Ich musste natürlich trotzdem aufpassen, dass ich niemanden umarme. Zurück in der Schule gab es eine große Rede und Lollies für uns Schüler.

USA/Cullin: Nach dem Lockdown werde ich wahrscheinlich wieder meine Freunde besuchen und einfach mit ihnen abhängen.

 

Was findest du am Besten oder Nervigsten am Unterricht zuhause?

Polen/Helena: Das Internet ist total überlastet und oftmals höre ich auch nichts richtig vorm Computer. Das ist total nervig.

Schweden/Lia-Frida: Das man zuhause essen kann, was man will und dass man in der Pause studsmatta hopsen (=Trampolin springen) kann finde ich ziemlich cool.

Australien/Miraya: Am ärgerlichsten war der Computer, der manchmal nicht richtig funktionierte und Youtube-Links, die die Lehrerinnen und Lehrer schickten. Auch die funktionierten oftmals nicht.

USA/Cullin: Das nervigste am Lernen von zuhause ist die Lücke in der Kommunikation. Es ist schwierig neue Themen zu verstehen, wenn kein/e Lehrer*in sie dir erklärt und dich dabei begleitet. Alles in allem braucht es viel Geduld beim Lernen.

 

Vermisst du dein soziales Umfeld, deine Mitschüler*innen?

Polen/Helena: Ich vermisse alles ziemlich dolle.

Schweden/Nils-Emil: Ich vermisse nicht wirklich etwas, da es bei uns nicht wirklich viel Veränderung gab.

Australien/Miraya: Ja, ich habe alle sehr vermisst!

USA/Cullin: Ich vermisse definitiv meine Mitschüler*innen, Freunde und ich vermisse auch die Schule. Der Kontakt zu anderen Menschen und meine Freunde jeden Tag sehen zu können ist etwas, dass ich sehr genossen habe.

 

Jedes Kind, jeder Jugendliche macht derweil neue und unterschiedliche Erfahrungen im Bildungsbereich. Dabei gibt es viele individuelle Bedürfnisse und Anforderungen. Eine Sache kristallisiert sich jedoch klar heraus: Beziehungsarbeit und Kommunikation haben mit die höchste Priorität. Dies muss erkannt und zukünftig in den jeweiligen Bildungssystemen umgesetzt werden. Denn nur so kann Bildung nachhaltig, fair und chancengerecht sein.

Foto: Nicola Nuttall / Unsplash