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Schule weltweit – Kapitel 1

14. Mai 2020

Schule weltweit: Wie Bildungssysteme verschiedener Länder mit der Corona-Krise umgehen 

 

Schule und Bildung wird in verschiedenen Ländern und Kulturen auf unterschiedlichste Weise gelebt und umgesetzt. Dabei gibt es überall verschiedene Bedarfe und Herausforderungen. Die aktuelle Corona-Krise setzt nun jedoch so gut wie alle Länder und Schulsysteme vor das gleiche Problem. Um dieses zu lösen gibt es unter anderem folgende Ansätze und Lösungsvorschläge.  

 

Polen: 

Seit dem 12. März sind alle Schulen nun geschlossen – und das wird nach neuesten Regelungen bis zum 24. Mai auch so bleiben. In dieser Zeit wird für die Schüler*innen aller Schulformen vermehrt auf E-Learning und Homeschooling gesetzt. Nicht jeder kann davon profitieren: Laut der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza besitzen allein in Warschau 18 Tausend Schüler*innen und 5,5 Tausend Lehrer*innen keinen Computer oder Laptop für den Fernunterricht. Und auch die digitale Lernplattform Librus, welche von mindestens der Hälfte aller polnischen Schüler*innen benutzt wird, bereitet zeitweise Probleme. Gerade wird diskutiert, ob erst nur die 1-3. Klässler wieder in die Schule zurückkehren dürfen – die älteren Klassen müssen sich vielleicht noch bis Juni gedulden. Trotzdessen finden die Abiturprüfungen ab dem 8. Juni statt, die mündlichen Prüfungen entfallen jedoch. Einen besonderen Bildungsauftrag trägt der Kinderkanal TVP ABC: Dieser lädt Schüler*innen jeden Alters von 8-13 Uhr zum täglichen Bildungsfernsehen ein, in denen viele Thematiken aus der Schule im Infotainment-Stil gezeigt werden. Der Dachsender TVP will außerdem zwischen 13-17 Uhr komplett auf Werbung verzichten und qualitative Inhalte senden.  

Bild: https://www.instagram.com/p/B_XWuYpALmA/ (Zeugnisvergabe der 10.Klässler in Maske) 

 

Schweden: 

Schweden bildet in Europa zu Zeiten der Corona-Krise eine Ausnahme. In den Medien wird vom sogenannten “Sonderweg” gesprochen, denn das skandinavische Land verzichtet weitestgehend auf einschränkende Maßnahmen wie geschlossene Restaurants oder Schulschließungen. Die Kindergärten und Schulen sind bis zur 9. Klasse noch geöffnet, nur an vereinzelten Schulen und Universitäten erfolgt bisher der Unterricht per Homeschooling. Dabei ist Schweden in Sachen Digitalisierung von Schulen weitaus besser aufgestellt, als viele der anderen europäischen Länder. Die Digitalisierungsoffensive hat dort bereits vor Jahren begonnen. Jedes Schulkind verfügt seit der 1. Klasse über einen Schul-Laptop und ist so auch mit dem Umgang digitaler Geräte und dem selbstständigen Lernen bereits vertraut. Trotzdem wird das Prinzip des Homeschoolings bisher nur in den oberen Klassenstufen, den Universitäten und dem Bereich der Erwachsenenbildung angewandt. Die restlichen Schüler*innen gehen unter besonderen Voraussetzungen noch in die Schule, Schwimmunterricht und Schulveranstaltungen fallen aus. Jedoch ist nach und nach eine vermehrte Umstellung auf Homeschooling zu erkennen. Die Hauptsorge gilt derweil dem Wohlbefinden und der Gesundheit der Jugendlichen. Dem wollen Gastronomiebetriebe entgegenwirken, indem sie gesunde Lunchpakete für Schulkinder anbieten. 

 

Australien: 

Vergleichsweise lange wurde in Australien hin und her diskutiert, ob die Schulen nun schließen sollten und die Schüler*innen so den Unterrichtsstoff verpassen werden. Doch seit dem 24. März gilt auch für die Schüler*innen in Down Under: Zuhause Bleiben! Allerdings bleiben die Schulen für diejenigen geöffnet, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten und somit nicht zuhause bleiben können. Alle anderen Schüler*innen lernen digital von zuhause, mal besser, mal schlechter: Während teure Privatschulen qualitativen Streaming-Unterricht und weitere wichtige Lernmaterialien anbieten können, tun sich viele andere Lehrer*innen mit der neuen digitalen Herausforderung schwer – und fürchten laut abc.net gleichzeitig das Betreten des Schulgebäudes während der Corona-Krise. Viele Schulen versuchen trotz der Extremsituation gewisse Traditionen aufrecht zu erhalten: Sie raten Schüler*innen, ihre Schuluniform auch zuhause während des Online-Unterrichts zu tragen, damit sie sich mehr zum Fernunterricht motivieren können. Und auch das Schulprogramm an sich wird, außer der außerschulischen Aktivitäten, weitestgehend bis in den Nachmittag durchgezogen. Mindestens genauso umstritten wie die anfängliche Schließung der Schulen ist auch deren Wiedereröffnung: Hier agiert jeder Bundesstaat anders. Der Bundesstaat New South Wales, indem sich auch die Metropole Sydney befindet, will beispielsweise ab dem 11. Mai mit direktem Face-To-Face-Learning in den Schulen beginnen.  

Bild: https://www.instagram.com/p/B_RnKoeAFwt/ (3 Kinder mit iPad) 

 

USA: 

In den USA ist die Lage zurzeit äußerst angespannt. Fast alle Staaten haben den normalen Schulbetrieb eingestellt, alles erfolgt weitestgehend per Homeschooling-Prinzip. Bereits im Jahr 2016 begann dort die Digitalisierung der Schulen durch den sogenannten EdTech-Plan (EdTech = educational technology). Durch diesen sollte eine faire und gerechte Verteilung digitaler Ressourcen in allen Bundesstaaten erfolgen und die Akteure aus Familie, Politik und Bildung in einem Konzept vereinen. Die Umsetzung entpuppte sich jedoch als in vielen Teilen problematisch, denn in den USA wird die Schulpolitik auf bundesstaatlicher Ebene geregelt, in Teilen erfolgt die Koordination zusätzlich durch den Schulbezirk. Dies hat zur Folge, dass Schulen in sozioökonomisch schlechter aufgestellten Städten und Bundesstaaten meist von einer ungerechten Chancenverteilung betroffen sind und dies zeigt sich nun auch in der Corona-Krise. Die US-amerikanischen Schüler*innen sind im Schnitt zwar besser auf des Homeschooling-Prinzip vorbereitet, jedoch ist von einer Vergrößerung der Bildungsschere auszugehen. 

 

 

Inwiefern diese Pläne und Strategien in der Realität umgesetzt werden und welche konkreten Erfahrungen die betroffenen Schülerinnen und Schüler dabei machen, gibt es in der nächsten Ausgabe von Schule weltweit zu lesen.

 

Foto: John Schnobrich / Unsplash