Post teaser image

Digitalisierung von Schule im Schnelldurchlauf – Kapitel 8

3. September 2020

Ein Rückblick in den Mai

Herausforderungen des Homeschoolings, Wege der Kommunikation und Beziehungsarbeit – ein Lehrer der Quinoa-Schule berichtet 

 

Bereits in einigen Kapiteln unserer Reihe “Digitalisierung von Schule im Schnelldurchlauf” haben wir über Herausforderungen des Homeschoolings, verschiedene Wege der Kommunikation und die digitale Form der Beziehungsarbeit gesprochen. Doch wie laufen die Maßnahmen in der konkreten Praxis ab? Wir haben André, Lehrer für Gesellschaftswissenschaften und Deutsch, dazu befragt:

Wie läuft denn ein „gewöhnlicher“ Tag bei dir im Homeschooling ab? 

“Ich arbeite in Teilzeit und absolviere noch ein Zweitstudium an der Uni. Meistens habe ich vormittags Schule, bis abends Uni und im Anschluss bereite ich die Schulstunden vor.  Außerdem gibt’s Feedback-Sheets die regelmäßig ausgefüllt werden müssen. Damit können wir kontrollieren und feststellen, wie die Kids arbeiten, um sie dann entsprechend zu unterstützen. Außerdem kommuniziere ich regelmäßig mit Schüler*innen oder Eltern. Wann ich arbeite ist momentan sehr verschwommen und fließend, da es gerade jetzt wichtig ist (fast) immer für die Kids ansprechbar zu sein. Das ist ein extrem wichtiger Teil unserer Beziehungsarbeit.“ 

Wie kommuniziert du mit den Schüler*innen? 

“Wir nutzen verschiedene Kommunikationskanäle. Diese bieten viele spezifische Einstellungen und Funktionen wie beispielsweise die Erstellung von individuellen Gruppen. Dort werden uns Lehrer*innen auch die Ergebnisse geschickt oder wir stellen dort die Aufgaben für die einzelnen Klassenstufen bereit. Jedoch haben einige Softwares noch zu verbessernde Nachteile, wie zum Beispiel im Bereich der Struktur oder Organisation. Ansonsten telefoniere ich auch mit den Schüler*innen und Eltern.” 

Kannst du uns die positiven und negativen Aspekte näher erläutern? 

“Klassenchats und – meetings sind leicht einzurichten und umzusetzen und man hat so die Möglichkeit, eine Klassenzeit auch digital zu gestalten. Auch für die Korrektur sind die digitalen Plattformen oftmals angenehmer als E-Mails. Leider kann ich dort jedoch oft meine Kontakte und Chats nicht wirklich nach Klassen organisieren. Es gibt beispielsweise keine Option, alle Einsendungen von Schülern der 9A in einen Ordner zu packen. Deshalb gestaltet sich die Korrektur oftmals umständlich.” 

Hast du das Gefühl, die Angebote kommen bei den Schüler*innen an und sie nehmen diese ernst? 

“Ich habe definitiv das Gefühl, dass die Angebote angenommen und umgesetzt werden. Dies liegt wahrscheinlich ebenfalls daran, dass bei uns die schulische Vorbereitung und Umsetzung äußerst gut klappt. Neulich habe ich Feedback von einer Mutter erhalten, die noch vier weitere Kinder auf unterschiedlichen Schulen hat. Sie lobte uns für die Verständlichkeit der Lehrvideos. Es gibt aber durchaus Fälle, bei denen die Eltern eingreifen müssen. Ein paar der Jugendlichen haben versucht auf längeren Ferienmodus umzustellen, durch unsere intensive Beziehungsarbeit und den Draht zu den Eltern können wir dem jedoch schnell entgegenwirken. Es geht dann ja schließlich auch um die Bildungsbiografie.”

Was motiviert dabei die Schüler*innen besonders? 

“Das sind verschiedene Sachen. Manche motiviert eine eigene Bezugsperson, bei anderen ist es die eigene Aufgabeneinteilung zuhause. Die erste Hürde ist dennoch, den PC anzuschalten und zu sagen: ok jetzt mach ich was für die Schule. Und da ist eben Beziehungs- und Elternarbeit ausschlaggebend und wichtig. Aber auch Dinge konsequent einzufordern wirkt motivierend.” 

Hast du noch einen Tipp für die Zukunft? 

“Das A&O gerade sind ehrliche Kommunikation und kontinuierliche Beziehungsarbeit. Damit werden die Jugendlichen wieder an die Schule gebunden und motiviert weiterhin dabei zu bleiben.”

 

Foto: Volodymyr Hryshchenko / Unsplash